"Schlechte" Gewohnheiten




Oft wird über dicke Menschen gedacht, sie müssten einfach nur weniger Essen und mehr Sport machen um abzunehmen. Dies ist so nicht richtig. Es gibt einige Dinge die man über das Essen an sich, den Stoffwechsel, über die Sättigungsgefühle unsres Körpers, über unseren Körper und unser Gehirn wissen sollte.


Unser Sättigungsgefühl entsteht über Rezeptoren in unserem Magen. Die Rezeptoren bestehen aus Tast- und Fett- bzw. Proteinrezeptoren. Sie geben Signale an das Gehirn wenn wir genug Kalorien haben und ein ausreichendes Volumen unseren Magen füllt. 
- Die meisten Menschen haben mehr Tast- als Fettrezeptoren, sodass sie sich nicht satt fühlen wenn sie eine kleine Menge essen, dessen Fettanteil aber sehr hoch ist, so dass sie immer wieder ein bisschen mehr essen als ihr Kalorienbedarf pro Tag;
- Ein Löffel Öl hat 130 Kalorien und 14 Gramm Fett; 14 Gramm Kohlenhydrate haben nur 56 Kalorien, aber sehr viel mehr Volumen;

Unser Gehirn belohnt uns wenn wir hochkalorische Nahrungsmittel essen.
- Unser Belohnungssystem wird bei kalorienhaltigem Essen (Fett, Zucker, Proteine und auch Salz) aktiviert. Körpereigenen Endorphine werden freigesetzt um zu signalisieren, dass ist etwas sehr gutes davon brauchen wir mehr.
- In der Natur kommen kalorienreiche Nahrungsmittel selten vor und wenn müssen wir uns oft mehr anstrengen um an sie heranzukommen. Nüsse wachsen nicht das ganze Jahr über und auch nicht süße Früchte. Tieren zu jagen um sie zu essen ist ebenfalls aufwändig.
- Unsere Vorfahren wurden so geprägt, dass diese Art Essen sehr wertvoll ist, denn eines ihrer größten Probleme im Kampf ums überleben war Verhungern.
- Wir haben diese biologische Prägung bis heute, aber unser Nahrungsangebot hat sich verändert (in den Industriestaaten).
- Wir denken oft was uns gut schmeckt, worauf wir Lust haben zu essen, das tut auch meinem Körper gut. Dies trifft nur zu wenn wir unsere Nahrung in seiner natürlichen vollwertigen unverarbeiteten Form zu uns nehmen. Leider werden unsere Geschmacksrezeptoren und unser Belohnungssystem durch ein industriell stark verändertes Essensangebot überstimuliert; das "normale" Essen kommt uns dann fade und geschmacklos vor;
- Geschmäcker sind aber nicht angeboren (bis auf Muttermilch die schmeckt uns allem gleich); wir müssen 21 mal etwas probieren bis es uns schmeckt; Eine Umstellung auf natürliche Lebensmittel, braucht Zeit damit die Geschmacksrezeptoren sich wieder umgewöhnen können;


Sarkopenie, der Abbau der Muskulatur (Muskelkraft) und die Zunahme des Körperfetts, die mit zunehmenden Alter stattfindet; dies ist eine Funktion des Alterungsprozesses. Diesem Prozess kann man durch gesundes Essen und körperliche Aktivität entgegenwirken werden.
- Leider, essen viele Menschen nicht gut und bewegen sich auch nicht ausreichend;
- Mehr Muskelmasse ist besser (aber nicht ausschließlich ausschlaggebend)! Ein Kilo Muskelmasse verbrennt 28 Kalorien pro Tag, ein Kilo Fettmasse verbrennt nur 6 Kalorien pro Tag; dies ist die  durchschnittliche Verbrennungsrate des Körpers im Ruhemodus;
- Wenn eine Person Muskeln verliert und Fett zunimmt, kann die Kalorienzufuhr gleich bleiben, während man aber an Gewicht zunimmt;
So entsteht das Problem, dass man bei gleichen Essgewohnheiten dennoch an Gewicht zunimmt.
Warum? Wegen des Stoffwechsels. Der Grundumsatz hat sich aufgrund von Veränderungen in der Körperzusammensetzung verlangsamt;


Menschen stecken in ihren schlechten Gewohnheiten fest und Gewohnheiten sind schwer zu ändern. Warum? 
- Wir haben zwei Formen des "Selbst", die das Verhalten bestimmen, das "bewusste Selbst" und das "automatisierte Selbst";
- Das automatisierte (unbewusste) Selbst ist für ein Großteil unser Verhaltensweisen verantwortlich, das bewusstes Selbst adressiert Entscheidungen im Verhalten, die Überlegungen erfordern;
- Das automatisierte Selbst vollzieht die meisten Entscheidungen während unseres Tagesablaufs;
Dies ist für uns überlebenswichtig. Wenn wir Menschen jeden Tag über alles nachdenken müssten, was wir tun, könnten wir unsere täglichen Aufgaben gar nicht bewältigen. Unser Überleben wäre gefährdet;
- Das automatisierte Selbst bestimmt unsere täglichen Gewohnheiten, die tausendfach wiederholt werden. Wiederholungen werden zu festen neurophysiologischen Pfaden im Gehirn und machen Gewohnheiten zur unserem "Standardverhalten";


Es gibt schwierige Einflüsse auf das automatisierte  Selbst wie zum Beispiel:
- Kindheitserfahrungen;
- Eltern und andere einflussnehmende Erwachsene;
- persönliche Erfahrungen;
- die Selbstwahrnehmung (Vertrauen, Selbstachtung, Selbstwertgefühl);
- das eigene Wertesystem, was ist wichtig und was nicht (Gesundheit?);
- Paradigmen und Annahmen, auf denen wir Werte und Entscheidungen aufbauen:
"Kinder zu haben bedeutet, dass man keine Zeit mit sich selbst verbringen kann"
"Ich brauche Willenskraft, um Gewohnheiten zu ändern. Meine reicht nicht aus"
"Ich kann wichtige Dinge in meinem Leben nicht ändern";
- emotionale Probleme - Wut, Schuldgefühle, Ängste;
- selbstzerstörerische Gedanken und Gewohnheiten;
- schlechte Impulskontrolle;
- die Suche nach kurzfristigem Vergnügen an Stelle des langfristigen positiven Zugewinns;
- Zögern / prokrastinieren;
- sich ablenken, beschäftigt sein, ständig seine "To-Do" Liste abhacken, dass keine Zeit für die wichtigen Dinge bleibt, für Beziehungen, Selbstfürsorge und was wirklich wichtig im Leben ist
- Verleugnung, "Ich habe nicht wirklich ein Problem", "bei mir ist es anders", "Ich werde nicht krank werden", "ich habe jetzt aber keine Zeit";
- selbst täuschendes Denken, "Ich werde anfangen, auf mich selbst aufzupassen, wenn ich nicht so beschäftigt bin", ich kümmere mich schon rechtzeitig, bevor meine Gesundheit angeschlagen ist";


Der Psychologe Richard O'Connor beschreibt folgendes:
- mehrere Risikofaktoren (leider treten häufige mehrere Risiken zusammen auf) erhöhen die Anfälligkeit für Rückfälle, dies erzeugt eine erhöhte Verletzlichkeit, besonders wenn man denkt, dass es einem doch gerade besser ging;
- die Verbindungen, die im Gehirn aus Tausenden von Wiederholungen entstehen, verblassen mit der Zeit, sie sind aber immer da;
- Menschen ändern oft ihre Gewohnheiten, ohne die genauen Gründe für ihre Entscheidung zu wissen. Änderungen im Verhalten, gehen nicht immer mit Veränderungen im Selbst (Einstellung, Werte etc.) einher;
- sich eine Weile richtig Verhalten, löscht nicht die Annahmen und Paradigmen auf denen unser schlechtes Verhalten basiert;

Gewichtsabnahmepläne werden irreführend als einfach beworben.
- Gewicht abnehmen und es fernzuhalten ist nicht einfach;
- Eine Gewohnheit zu ändern ist für die meisten Menschen nicht einfach;
- Falsche Annahmen wie "Dazu gehört nur, neue Essgewohnheiten zu erlernen;
diesmal werde ich dabei bleiben";
"Ich kenne mich selbst und werde auf Anzeichen dafür achten, dass ich Rückfällig werde"
"sobald ich anfange, werde ich durch meinen eigenen Erfolg motiviert sein, daran festzuhalten"
"Diesmal lerne ich von jemandem, der abgenommen hat und sie hat das Geheimnis";
- Die meisten Menschen beginnen nicht ein Gewichtsabnahme-Programm indem sie sich bewusst machen, wie viel Arbeit damit verbunden ist, wie viel Selbstbeobachtung erforderlich ist und wie lange es dauert, das automatische Selbst neu zu programmieren;


Dies sind einige der Probleme denen wir begegnen, wenn wir schlechte (konditionierte) Gewohnheiten ändern wollen. Mehr Informationen um diesen Problemen zu begegnen sind in meinem Artikel  "Wie ändere ich schlechte Gewohnheiten".

*





Alle hier publizierten Informationen sind kostenlos und sollen frei verfügbar für alle Menschen sein.


Da ich kein Geld von Menschen nehmen möchte die es nicht aufwenden können, freue ich mich wenn Du, falls es Dir möglich ist, meine Arbeit über Deine Amazonkäufe unterstützen kannst!





*Amazon Affiliatelinks






Beliebte Posts aus diesem Blog

Natürlich gesund werden Galina Schatalova

Tierisches Protein